Prokrastination adé: In 3 Schritten zu deiner Yogapraxis

Lass mich raten: Deine brandneue Yogamatte steht seit Wochen in der Ecke und droht genauso einzustauben, wie die teuren Yogaklamotten, die du dir extra fürs Üben zugelegt hast? Eigentlich hast du dir vorgenommen direkt loszulegen, doch irgendwie kam jeden Tag was anderes dazwischen? Wenn dir dein Vorhaben, endlich mit Yoga zu beginnen, gerade mehr Gewissensbisse bereitet als Freude, dann ist wahrscheinlich folgendes passiert:

Du hast mitbekommen, dass Yoga gerade in ist und bist angetan von der Idee, ebenfalls tiefenentspannt die Hürden des Lebens zu meistern. Inspiriert von den Bildern gelenkiger Yogis, siehst du dich gedanklich bereits selbst in beneidenswerten Posen auf der Matte und bist hoch motiviert die Sache anzugehen. Du beschließt, dich von A-Z mit allem auszustatten, was man zum Üben braucht und nimmst dir fest vor, am nächsten Morgen zu beginnen. Doch dann das: Direkt nach dem Aufstehen stellst du fest, dass deine Motivation gleich null ist. 

Vielmehr fragst du dich, ob du mit dieser Schwere in den Knochen überhaupt auf die Matte steigen solltest?

Irgendwie hast du dir den Startschuss in ein entspanntes Leben leichter vorgestellt. Also vertagst du dein Vorhaben und siehst dich von nun an jeden Tag aufs Neue mit vermeintlichen Gründen konfrontiert, deine Praxis hinten anzustellen. 

So oder so ähnlich geht das jetzt schon eine ganze Weile und allmählich wächst dir dein schlechtes Gewissen über den Kopf. Der Kauf deines Equipments liegt bereits so weit zurück, dass du dich langsam fragst, ob der richtige Zeitpunkt zum Üben überhaupt noch kommt? 

Fakt ist: Den perfekten Zeitpunkt, um mit Yoga zu beginnen, gibt es nicht 

Genaugenommen ist nämlich jeder Moment der Richtige, um anzufangen. Das heißt, du könntest hier und jetzt deine Matte ausrollen und einfach darauf los yogen. Erstaunlich, nicht wahr?

Dennoch stellt sich die Frage, warum wir immer wieder in die Prokrastinationsfalle tappen, wenn doch angeblich alles so einfach sein soll? Die Antwort ist simpel:

Meist schieben wir ein Vorhaben vor uns her, weil wir das Gefühl haben noch nicht bereit zu sein 

Die Angst, zu scheitern, zu versagen oder nicht gut genug zu sein, ist oftmals so groß, dass wir Ausreden erfinden, um uns der Sache nicht annehmen zu müssen. Doch was kannst du tun, um diesem oft unnötigen Schutzmechanismus ein für alle Mal ein Ende zu setzen? 

Finde dein Yoga, statt ein Yoga.

Zunächst ist es geschickt, nach einer Praxis zu suchen, die voll und ganz zu dir passt. Im Yoga sagt man auch gerne „Finde deinen middle ground„. Einen Mittelweg sozusagen, auf dem du beständig wächst, jedoch gleichzeitig auch regelmäßig entspannt durchatmen kannst.

Das heißt: Nähere dich von Anfang an einer Praxis an, die deine Stärken unterstreicht und dich gleichzeitig in zumutbaren Maße herausfordert, ohne dich jedoch zu überfordern. Denn nur so vermeidest du, dass dein Vorhaben zum Scheitern verurteilt ist. Und los geht’s: 

In 3 Schritten zu deiner Yogapraxis

Schritt 1: Wie viel Zeit hast du wirklich, um regelmäßig zu üben?

Yoga ist keine Diät, die man beginnt und über den Haufen wirft, wenn einem alles zu viel wird. Yoga ist ein Commitment und zwar idealerweise eines, das dich für den Rest deines Lebens begleiten soll. Geh deine Praxis also so an, dass sie eine Chance hat, dauerhaft zu überleben.

Realistische Ziele statt falscher Übereifer

Wie viel Zeit kannst du tatsächlich aufwenden, ohne dich zu überfordern? Schraube deine Ansprüche herunter und geh nicht gleich von 0 auf 100. Steck dir realistische Ziele, die du auch an Tagen mit nur wenig bis gefühlt gar keiner Zeit einhalten kannst. Denn: Es ist besser 3-4 mal die Woche für nur 10 Minuten auf die Matte zu steigen, als sich alle paar Monate nach langer Abstinenz mit Gewissensbissen ins Studio zu schleppen.

Zudem wirst du Phasen durchleben, in denen du absolut keinen Bock haben wirst, in den Kriegern zu schwitzen. Frag dich also selbst, wie groß die Commitment-Hürden tatsächlich sein dürfen, sodass du sie trotz Stimmungstief auf dich nimmst?

Schritt 2: Welches Yoga ist das Richtige? 

Bei einem Blick auf die Stundenpläne der Studios wird dir aufgefallen sein, dass es eine Vielzahl an Yogaarten gibt. An sich eine wunderbare Sache, doch häufig führen die vielen Namen und Bezeichnungen jedoch zunächst zu Verwirrungen. Deshalb findest du hier einen kleinen Überblick, der Klarheit schaffen soll: 

Grob gesagt gibt es 3 Richtungen des Yoga: dynamische Stunden, in denen man sich viel bewegt und häufig ins Schwitzen kommt (yang = Power Yoga, Vinyasa, Ashtanga, etc.); ruhigere Stunden mit vielen Entspannungsphasen zwischen den einzelnen Stellungen (yin = Yin Yoga, Restorative, Yoga Nidra, etc.) und Stunden, die einen guten Mittelweg bilden (yin+yang = Gentle Flow, Hatha, Kundalini, Anusara, etc.)

Probier verschiedene Stile aus, um einen Eindruck zu bekommen, welche Möglichkeiten zur Asanapraxis es überhaupt gibt. Entscheide dich dann für die Stunden, die dich gut fühlen lassen und dich gleichzeitig aus deiner Komfortzone locken.

Kurzum: Vermeide Unter-bzw. Überforderung. Und damit meine ich nicht nur, wie du die Übungen auf körperlicher Ebene wahrnimmst. Wichtig ist nämlich auch, wie sehr deine Praxis dich auf mentaler Ebene anspricht. D.h. obwohl Yin Yoga mit seinem sanften Ansatz sehr leicht rüberkommen mag, so kann gerade dieser meditative Aspekt genau die Herausforderung, die du benötigst, um deinen Praxis-Horizont zu erweitern. 

Schritt 3: Leg los und zwar noch heute 

Yoga is 99 % practice and 1% theory

– Pattabhi Jois 

Die Grundsteine sind gelegt? Dann geht’s nun ans Eingemachte: Überliste deine vermeintliche Überzeugung, dass jetzt nicht der richtige Zeitpunkt ist und roll deine Matte aus. Du musst nicht zwangsläufig auf den nächsten Anfängerkurs in einem Yogastudio warten, um die erste Schritte in Richtung deiner Yogapraxis zu gehen. Möglichkeiten jenseits der Studios zu üben gibt es nämlich heutzutage viele: Schau dich auf www.youtube.com nach geeigneten Videos um oder melde dich sogar bei einer der folgenden Online-Plattformen an: 

Ganz egal für welche Option du dich entscheidest, das einzige was zählt ist, dass du den ersten Schritt auf deine Matte wagst. Und zwar noch heute. In diesem Sinne: Viel Spaß beim Yogen!!!

Du hast „dein Yoga“ bereits gefunden? Fantastisch! Vielleicht hast du noch weitere Tipps und Tricks parat, die du mit uns teilen möchtest? Dann nichts wie ab damit in die Kommentare.



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namastefranzi

6 Antworten zu “Prokrastination adé: In 3 Schritten zu deiner Yogapraxis

  • Vielen Dank für den tollen Beitrag! Ich habe/hatte gerade eine längere Phase, in der ich mich überhaupt nicht motivieren konnte. Was mir schwerfällt, ist an einem Stil länger dran zu bleiben. Daher probiere ich gerade Yogaeasy aus und somit verschiedene Lehrer und Stile. Ist total spannend! Und am Ende lande ich dann doch bei meinen Lieblingsasanas, vor allem aus dem Yin Yoga. Ich finde auch, es ist wichtig, jeden Tag ein bisschen zu üben, als es einmal die Woche zu übertreiben. Und: Ich war lange mit meiner Matte unzufrieden, jetzt habe ich endlich wieder eine, die mich glücklich macht!

    • Hallo liebe Manuela,

      vielen lieben Dank fürs Vorbeischauen. Mir geht es da ganz ähnlich. Ich probier gerne aus, komme aber immer wieder zu meinen vertrauten Lieblinsasanas zurück. Ich finde, du hast noch einen ganz wichtigen Punkt genannt: Die „Wohlfühl-Matte“! Irgendwie ist man gleich viel motivierter, wenn die Matte nicht einfach nur eine „Übungsunterlage“ darstellt, sondern vielmehr regelrecht zum Üben einlädt. So ähnlich gehts mir auch mit meinem Meditationskissen, das habe ich mir so anfertigen lassen, dass es mich jeden Tag positiv anspricht.

      Herzliche Grüße,
      Franzi

      • Liebe Franzi, witzig, dass es uns ähnlich geht 🙂 Auch das mit dem Meditationskissen ist bei mir fast genauso. Gerade habe ich mir (in meinen Augen) meine perfekte Übungsecke eingerichtet, das macht so viel aus!
        Herzliche Grüße zurück, Manuela

        • … es stimmt einfach ein und erleichtert einem den ersten Schritt in Richtung Matte 🙂

  • Liebe Franzi,

    Ich habe den Eindruck ich vermeide die körperliche Yoga Praxis die asanas aus dem selben Grund aus dem ich manchmal immer noch emotional esse. Yoga asanas nochmehr als andere Körperliche Betätigung verbinden mich ganz stark mit meinem Körper, lassen mich ihn und meine Gefühle ganz intensiv spüren. Das will ich ja eigentlich auch ich will meine Gefühle wieder voll spüren wieder voll im Leben sein genau das ist ja mein Weg und ich bin schon so viel weiter gewandert…
    Ich habe aber immer noch Angst vor manchen Gefühlen und Grundschmerzen und ich glaube deshalb vermeide ich Yoga und das Unterrichten und esse manchmal auch noch emotional je nach Gemütsverfassung…Montag hat mich zb ein Grundschmerz regelrecht überschwemmt, weder Essen noch Stillliegen noch Ablenken durch Fernsehen und lesen hat geholfen weil mir jetzt bewusst ist dass ich damit zu verdrängen abzudämpfen versuche funktioniert es nicht mehr…es hat mich überrollt wie eine große Welle, ich habe geweint und geschluchzt und nach Luft geschnappt und den Schmerz ganz stark im Bauch und an der Bauchdecke gespürt…Schmerz über den Verlust meiner Eltern und Kindheit durchs Erwachsenwerden und Wegziehen, über das langsame deutliche Ferner-werden nähe-verlust vor allem zu meiner Mama…über zu häufiges allein einsam verlassen sein und fühlen in meiner Kindheit und Jugend…mangel an verbundenheit…angst vor Einsamkeit…wenn ich allein bin und nicht stark genug ablenke kommt das hoch…ich hoffe der workshop bei dir ende September in München wird mir helfen mir dieses vermeiden genauer anzuschauen…ich denke das ist mein nächstes meilenstein…
    Alles liebe, ich freue mich darauf dich kennenzulernen.
    Nina

    • Liebe Nina,

      hierzu vielleicht vorab ein paar kleine Tipps am Rande, wenn die Asanas eine Hürde darstellen bzw. das Vermeidungsverhalten antriggern:

      1) Übe im Studio, denn hier bist du nicht alleine und das commitment ist größer
      2) Übe alleine lieber bewusst in kleineren Einheiten, um von langen / intensiven Praxiseinheiten nicht überwältigt zu werden
      3) Ich weiß nicht, ob du bereits Therapieerfahrungen hast, aber falls nich nicht: Die Themen, die du nennst, sind evtl. auch in einem therapeutischen Setting sehr gut aufgehoben, falls sich das Auflösen der intensiven Emotionen im Alleingang als schwierig erweist.

      Von Herzen,
      Franzi

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