Zu fett für die Yogalehrerausbildung?

Früher oder später entsteht er bei den meisten Yogi*nis: Der Wunsch, die erste Yogalehrerausbildung zu absolvieren. Während bei den einen die Vertiefung der Praxis im Vordergrund steht, brennen andere wiederum darauf ihr Wissen weiterzuvermitteln. Doch gerade wer mit dem Gedanken spielt, selbst die Rolle des Lehrers zu übernehmen, sieht sich häufig mit Zweifeln konfrontiert. Allen voran: Ängste bezogen auf die eigene Figur. 

Der Begriff Yoga ist für die meisten Menschen mit dem Bild eines schlanken, gelenkigen Körpers assoziiert. Eine Tatsache, die wir nicht zuletzt den stark gefilterten Medien zu verdanken haben. Doch welcher Körper entspricht schon diesem utopischen Ideal? Ich wage zu behaupten kaum einer. Wen wundert es da also, dass bei der Entscheidung, sich selbst zum*r Yogalehrer*in ausbilden zu lassen, Zweifel aufkommen können?

Dicke Oberschenkel, breite Hüften, unförmiger Bauch?

Figurbezogene Gründe, die eigene Ausbildung zum*r Yogalehrer*in hinauszuzögern, scheint es viele zu geben. Doch sein wir mal ehrlich: Schließen sich Yoga und derartige Zweifel nicht eigentlich grundsätzlich aus? Unter anderem geht es bei der Praxis doch darum, sich bewusst von der Identifikation mit dem eigenen Körper zu lösen. Oder etwa nicht? 

I am not this body, this body is not mine. – Sivananda Ashrams

Yoga lehrt uns, dass wir mehr sind, als das, was wir im Spiegel sehen. Aus Sicht der traditionellen Schriften ist unser Körper nämlich lediglich ein Fahrzeug, das unsere Seele durchs Leben befördert. Sprich: Das, was uns wirklich ausmacht, geht weit über den physischen Körper hinaus.

Es geht vielmehr darum hinter die Fassade zu blicken und zu beobachten, was übrig bleibt, wenn wir uns von unserem Körper aber auch von unseren Gedanken und Emotionen distanzieren. 

Hinter deinen Zweifeln verbirgt sich, wie so oft auf dem spirituellen Weg, ein wichtiges Learning

Man könnte auch sagen, dass du gerade dabei bist, den Eignungstest für dein Teacher Training zu bestehen. Denn: Ist dein Wunsch, Yogalehrer*in zu werden groß genug, dann wirst du dich früher oder später dieser spirituellen Challenge annehmen müssen. Beim Yoga spielt es nämlich keine Rolle, wie gut du in bunten Leggings auf der Matte aussiehst. Was wirklich zählt, ist wie sehr du dich traust, tief in deinem Inneren zu wachsen. Und was eignet sich da besser, als sich der Herausforderung zu stellen, die dir gerade zu Füßen liegt?

Tatsache ist: Ob du zu „fett“ fürs Unterrichten bist, hängt einzig und allein davon ab, wie du dich selbst siehst 

Mal im Ernst: Welcher Teil deines Körpers ist so furchtbar, dass er es nicht verdient hat, Yoga zu unterrichten? Wahrscheinlich keiner. Trotzdem weiß ich aus eigener Erfahrung, dass sich derartige Zweifel real anfühlen und man sie nur schwer durch rationale Gedanken abschütteln kann. Dabei spielt es nicht mal eine Rolle, was die Waage sagt, denn „fett“ ist nichts anders als eine Einstellung, die wir zu uns selbst haben. Gleichzeitig ist es genauso unwahrscheinlich, dass sich deine Zweifel mit der Zeit von alleine auflösen. Wenn du dein Vorhaben also nicht komplett an den Nagel hängen möchtest, dann gibt es nur eine einzige Option: 

Spring ins kalte Yogi-Wasser und nimm all deine Selbstzweifel mit 

Genau, du sollst dich in dein Abenteuer stürzen und zwar am besten so schnell wie möglich. Melde dich mit samt deinen Zweifeln zu einer Yogalehrerausbildung an und integriere deine Unsicherheiten ganz bewusst als einen Teil deiner Praxis. Denn genaugenommen sind sie nichts anderes als das: Eine Möglichkeit für spirituelles Wachstum.

Und sollten deine Selbstzweifel doch mal so überwältigend sein, dass du gar überlegst, alles hinzuschmeißen, dann leg ich dir ans Herz auf Instagram, etc, Kanäle von Yogis zu abonnieren, die dich mit ihrer Message auf deinem Weg unterstützen. Öffne dich gegenüber Lehrern wie Dana Falsetti, Dianne Bondy oder auch Dörte Kuhn von der Kurvenreich Werkstatt in Hamburg, denn sie machen es uns selbstbewusst vor:

Zu dick für Yoga? Gibt es nicht!

Diese Powerfrauen verkörpern nämlich das komplette Gegenteil dessen, was in den Köpfen der meisten als perfekt yogisch gilt. Sie setzen ihre Körper bewusst in Szene, um für mehr Realität auf den Matten dieser Welt zu sorgen. Denn eines sollte eigentlich jedem*r Yogi*ni klar sein: 

Everybody is a yoga body.

In diesem Sinne wünsche ich dir unvergessliche Momente auf deinem Weg zum*r Yogalehrer*in und du wirst sehen: All das Drama um deinen Körper spielt sich einzig und allein in deinem Kopf ab. Ist die Matte während der Ausbildung nämlich erst einmal ausgerollt, fügt sich alles wie von ganz alleine. 

Hast du dich auch schon einmal gefragt, ob dein Körper für eine Yogalehrerausbildung zu „fett“ ist? Wie bist du mit deinen Gedanken umgegangen und wie hast du dich entschieden? Pro Ausbildung oder Pro Zweifel? Ich bin gespannt auf deine Erfahrungen. 



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namastefranzi

4 Antworten zu “Zu fett für die Yogalehrerausbildung?

  • Meine liebe Franzi
    Danke für diesen tollen u ehrlichen Bericht!
    Ich glaube dass sehr viele von uns diesen Gedanken haben. Mir selbst ging es ähnlich damals. Doch in mir war der Wunsch meine Yogapraxis zu vertiefen u mein Wissen u auch meine Erfahrungen weiterzugeben SO groß, dass es meine Ängste überwogen hat.
    Ich mache immer wieder die Erfahrung dass es auch vielen Schülern so ergeht u sie glauben sie seien zu dick oder unbeweglich um eine Yogaklasse zu besuchen.
    Du hast es auf den Punkt gebracht: Yoga unterstützt uns dabei unseren ganz eigenen Weg zu gehen. Aber vor allem zeigt Yoga uns wer wir sind – u die meisten sind keine elfengleichen Wesen. Manche von uns sind eher Schw-elfen, also schwere Elfen 😉

    Ich bin noch immer weiblich u trotzdem Yogalehrerin. Mir sagen oft meine Schüler dass ich gerade deshalb echt bin.
    Zweifel sind inzwischen oft normal. Bitte lässt euch davon nicht abhalten euren Yogaweg zu gehen.

    Danke liebe Franzi!

    • Liebe Svenja,

      ich könnte dir nicht mehr zustimmen. Ich erlebe auch sehr oft, dass das „gängige“ Yogaideal viele abschreckt, überhaupt eine Stunde zu besuchen. Und umso wichtiger ist es, genau darauf aufmerksam zu machen, denn „yogen“ kann wirklich jeder 🙂

      Liebe Grüße, Franzi

  • Nina Zauritz
    5 Jahrenvon

    Ausbildung ja sogar doppelt in indien und bali…tatsächlich unterrichten allerdings ist noch die hürde an der ich knabbere…ganz viel angst vor Ablehnung negativer kritik oder einem Blackout vor lauter Nervosität…hmmm aber ich taste mich ran, das krieg ich schon noch hin.

    • Liebe Nina,

      vielleicht kannst du ja zunächst eine kleine Grupper lieber Freunde unterrichten, um den Übergang hin zu größeren Klassen zu erleichtern?

      xoxo

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