11 Dinge rund ums Essen, die mir noch immer schwerfallen

In den sozialen Medien sorgen Hashtags wie #fürmehrealitätaufinstagram für immer mehr Aufsehen. Vorbei sind die Zeiten stark gefilterter Realitäten. Und um ehrlich zu sein, beruhigt es mich ungemein, zu sehen, dass auch bei Instagram & Co. zunehmend mehr Normalität einkehrt. Ich mein: Wer scrollt schon gerne auf Dauer durch eine perfekte Welt, die es so gar nicht gibt? 

Zu Beginn meines Heilungsweges bewunderte ich stets diejenigen, die ihren Weg raus aus der Essproblematik bereits gefunden hatten. Unzählige Stunden verbrachte ich damit, mich auf diversen Blogs von den Meisterleistungen anderer inspirieren zu lassen. Obwohl es mich beruhigte, Erfolgsgeschichten zu begegnen, fühlte ich mich oftmals auch getriggert: Ich schaute zu den Geheilten nämlich eher auf, statt mich auf gleicher Augenhöhe zu positionieren. Zu negativ war mein Selbstbild, um wirklich daran zu glauben, dass auch ich meinen Ausstieg irgendwann einmal finden würde. 

Genau aus diesem Grund ist es in meinen Augen so wichtig, immer wieder zu betonen, dass wirklich kein Mensch die Weisheit mit Löffeln gefressen hat. Auch wenn ich meinem Ziel bereits ein gewaltiges Stückchen näher gekommen bin, übe ich mich in manchen Belangen nach wie vor darin, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Und dass, obwohl die Außenwirkung oftmals eine andere sein mag.  

11 Dinge rund ums Essen, die mir noch immer schwerfallen: 

1. Emotionaler vs. physischer Hunger: Auch ich weiß nicht immer, ob ich emotional oder physisch hungrig bin. Obwohl mir die Unterschiede zwischen den beiden Formen des Hungers mehr als vertraut sind, gibt es Situationen, in denen ich nur retrospektiv sagen kann, ob mein Körper hier wirklich nach Nahrung verlangt hat oder auch nicht. Ich habe jedoch gelernt solche Situationen als einen Teil des Prozesses zu akzeptieren. Sobald ich im Nachhinein merke, dass ich emotional gegessen habe, reflektiere ich – liebevoll und ohne Schuldgefühle. 

2. Feintuning der Körpersignale: Hunger fängt nicht erst mit dem Magenknurren an und ein zum Platzen gefüllter Magen hat nichts mit angenehmer Sättigung zu tun. Soweit habe ich die Sache mit den Signalen meines Körpers schon verstanden. Doch das Feintuning, wirklich zu erspüren, wann Schluss sein darf mit dem Essen und wann noch ein weiterer Bissen fehlt, bedarf weiterer Übung. 

3. Vertrauen in die Schwankungen des Essverhaltens: Insbesondere an den Tagen vor den Tagen, wo sich das PMS-Monster gerne mal einnistet, habe ich oft große Zweifel, ob meine Gelüste auf hauptsächlich fettige und süße Speisen jemals nachlassen werden. Ich arbeite noch immer stark daran, darauf zu vertrauen, dass wir zyklische Wesen sind und sich die Phasen, die wir durchleben, wunderbar ergänzen. 

4. In stressigen Situationen spüre ich meinen Hunger nicht! Machen wir uns nichts vor: Intuitives Essen in stressigen Situationen ist gar nicht so einfach. Wenn ich wirklich unter Strom stehe, scheinen all meine physischen Bedürfnisse wie weggeblasen. Früher habe ich dies zum Anlass genommen, um Mahlzeiten ausfallen zu lassen. Heute achte ich darauf, gerade an stressigen Tagen regelmäßig zu essen, auch wenn ich keinen Hunger verspüre. Denn die Erfahrung hat mir gezeigt, dass sich mein Körper alles zurückholt, sobald die Anspannung nachlässt. Mein Ziel für die Zukunft: Trotz Stress einen Zugang zu meinem Körper bzw. meiner Intuition zu finden. 

5. Essen in Gesellschaft: Mein Essverhalten in Gesellschaft ist nicht vollkommen unbeeinflusst. Je nachdem, von wem ich umgeben bin, verspüre ich entweder den Drang, mehr zu essen als sonst oder auch gar nichts. 

6. Ich esse selten zu 100 % intuitiv: Ich weiß zwar meistens was ich will, bin aber oft zu faul, es mir tatsächlich zuzubereiten. Dennoch bin ich sehr bemüht meinen Bedürfnissen nachzugehen, auch wenn ich das nicht immer zu 100 % schaffe. Um ehrlich zu sein, glaube ich aber, dass es sogar gesund ist der intuitiven Ernährung nicht mit perfektionistischem Übereifer zu begegnen. Es ist nämlich okay auch mal was zu essen, was vielleicht eher zweite Wahl gewesen wäre. Trotzdem ist da bei mir definitiv noch Luft nach oben!

7. Verbotene Lebensmittel: Ich weiß: Es gibt sie nicht, die guten und die schlechten Lebensmittel. Doch diese Denkweise ist echt hartnäckig und ich ertappe mich manchmal dabei, wie ich Speisen nach wie vor kategorisiere. 

8. Ich trinke viel zu wenig! Daran beiße ich mir gefühlt echt die Zähne aus. Ich weiß, dass ich eigentlich viel mehr trinken sollte und nehme es mir auch wirklich oft vor. Aber so richtig was verändern tut sich nicht. Work in progress! 

9. Allabendliche Gelüste: Vor allem abends bemerke ich oftmals Gelüste, die eher weniger mit wahrem Hunger zu tun haben als vielmehr damit meine eigene Unfähigkeit, mich zu entspannen, zu betäuben. Mein Fokus zurzeit: Aktive Entspannung & bewusstes Nichts-tun. 

10. Fernab von Clean Eating: Heilung hat nichts damit zu tun, sich ausschließlich von gesunden Speisen zu ernähren. In meiner Vorstellung war das aber lange Zeit so und es fällt mir manchmal schwer, zu akzeptieren, dass mein Körper sich nicht nur von grünen Smoothies und gesunden Bowls ernähren möchte.  

11. Mein Gewicht ist mir nicht egal: Stark verknüpft mit dem Thema Essen ist das Abnehmen. Auch wenn ich in den Jahren meiner Heilung gelernt habe, meinen Körper liebevoll loszulassen, ist mir mein Gewicht nicht egal. Die Zahl auf der Waage macht nach wie vor etwas mit mir, doch ich habe angefangen, diesen Prozess als einen Teil meiner spirituellen Praxis zu sehen. Mehr dazu kannst du hier nachlesen. 

Wie du siehst, gibt es auch bei mir noch ein paar Themen, die es zu bearbeiten gilt. Der große Unterschied zu früher ist jedoch, dass ich mir trotz einiger Ecken und Kanten in meinem Essverhalten eine rundum friedliche Beziehung zu diesem Bereich meines Lebens erarbeitet habe. Was sich einst wie der größte Kampf meines Lebens anfühlte, ist heute etwas, dem ich mit Gelassenheit entgegensehen kann. Und wenn ich das geschafft habe, dann packst du das auch! 

Du hast beschlossen, deine Beziehung zum Essen zu heilen, doch an mancher Stelle scheint es dir noch schwerzufallen, dich von alten Gewohnheiten zu lösen? Teil deine persönlichen Baustellen rund ums Essen gerne mit uns in den Kommentaren. 



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namastefranzi

6 Antworten zu “11 Dinge rund ums Essen, die mir noch immer schwerfallen

  • Liebe Franzi, vielen Dank für deine ehrlichen Worte!!!!! Es beruhigt mich so sehr dass du auch noch ein paar struggles bezüglich deines Essverhaltens hast 🙂 mir geht es auch noch immer so und ich frag ich oft ob es normal ist ? und ob Leute die eigentlich keine Vergangenheit mit einer Essstörung haben oftmals vielleicht sogar auch so denken, vor allem wenn es darum geht Lebensmittel in Gut und Böse einzuteilen.
    Ich wünsche dir alles alles Liebe
    namaste
    Oriana

    • Hallo liebe Oriana,

      … ich kann dich beruhigen, dass ist absolut „normal“. Zumindest erlebe ich es so. Ich glaube außerdem, dass sich die meisten Menschen auch ohne gravierende Essproblematik im Hintergrund, irgendwie Gedanken ums Essen machen, dies aber eher unreflektiert hinnehmen. Wohingegen wir auf dem Heilungsweg anfangen, genauer hinzuschauen, um die ganzen Glaubenssätze bzw. Diätgedanken aufzulösen.

      Liebe Grüße,
      Franzi

  • Liebe Oriana, ja, tun sie…wenn „sie“ so ticken wie ich zumindest ;)… wobei ich mich bei einigen anderen Punkten in Franzis Aufzählung mehr wiederfinde als bei den verbotenen Lebensmitteln. Ich kenne sowas wie Impuls-Essen, Schwierigkeiten beim Spüren von Hunger und Sättigung und einige Punkte mehr sowohl von mir selber als auch von vielen KlientInnnen (die meisten haben andere Diagnosen als Essstörungen).

    Danke für die Aufzählung, Franzi! Ich finde es schön zu lesen, dass auch bei einer, der es grundsätzlich gut geht mir dem Essen, ab und zu nochmal „alte Bekannte“ vorbeischauen. Und offenbar auch wieder gehen. So darf es doch sein, weil es zwischen schwarz und weiß noch eine Menge bunt gibt.

    • Hallo liebe Antje,

      vielen Dank fürs Vorbeischauen 🙂 Ich finde es so unglaublich wichtig, realistische Einblicke in den Heilungsweg zu gewähren. Das erspart manch einem hoffentlich ein paar hinderliche Zweifel, denn du hast absolut recht: Der Heilungsweg ist kunterbunt. Es gibt hier nicht nur schwarz oder weiß / richtig oder falsch, sondern eine ganze Menge dazwischen.

      Herzensgruß,
      Franzi

  • Liebe Franzi,

    Mal wieder ein wunderbar ehrlicher und beruhigender Artikel!
    1.,2.,3.,6.,9. und 11 sind auch meine Punkte. Ergänzen kann ich die „Angst vor weiterer Gewichtszunahme“, wobei das natürlich irgendwie auch zu Punkt 11 gehört.
    Ich habe Sorge es niemals zu schaffen, mich zu akzeptieren wie ich bin. Immer noch sind die Tage ohne Süßes die Guten und mit Süßem die Schlechten.
    Ich frage mich auch oft bezüglich intuitivem Essen und dem Grundsatz nur zu essen, wenn man Hunger hat: Isst man Süßes jemals aus Hunger? Bzw. sollte man das?
    Ich zb versuche es zu verhindern Süßes bei Hunger zu essen, da ich dann meist sehr schnell wieder sehr großen Hunger bekomme. Mir fehlt dann etwas. Umgekehrt fehlt mir aber auch etwas, wenn ich nichts Süßes esse.
    Es fühlt sich so never-ending an😔

    Herzensgrüße,
    Eva

    • Hallo liebe Eva,

      hast du denn schonmal probiert, bei Hunger etwas Herzhaftes zu essen und deine Mahlzeit dann mit etwas Süßem abzuschließen? Das funktioniert bei mir ganz wunderbar. Richtig großen Hunger auf Süßes kenne ich auch nicht, aber die Lust eine Mahlzeit z.B. damit abzurunden oder mal einen süßen Snack zwischendurch zu essen, ist absolut im Sinne des intuitiven Essens. Manchmal macht sich ein Bedürfnis des Körpers auch nur durch eine „Lust“ bemerkbar. Ich weiß, dass das zunächst schwierig vom emotionalen Essen zu unterscheiden ist aber manchmal muss es wirklich noch der Bissen süß sein, bis die Mahlzeit eine Runde Sache ergibt.

      Du hast schon ganz wunderbar gesagt, dass „nur süß“ schnell zu Hunger führt. Probier’s also mal wie oben beschrieben mit einer sättigenden Mahlzeit & einem süßen Abschluss. Vielleicht macht das ja einen Unterschied? 🙂

      xoxoxo
      Franzi

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