Emotionaler Hunger: Wenn du isst, ohne wirklich Hunger zu haben

Schokolade und dazu die Pasta von gestern. Ganz egal was dir zwischen die Finger kommt: Du hast das Gefühl, dein Überleben hängt von deiner nächsten Fressorgie ab? Vielleicht bereitet dir auch das komplette Gegenteil Kummer und allein bei dem Gedanken an Essen schnürt es dir die Kehle zu? Egal welche Form des Phänomens dich plagt: Emotionaler Hunger fühlt sich real an und möchte gestillt werden.  

Es gibt unzählige Situationen des Alltags, die uns zu sogenanntem Comfort food (Lebensmittel, die uns vermeintlich gut fühlen lassen) greifen lassen. Und es sind nicht nur die unangenehmen Ereignisse des Lebens, die uns zum Essen verleiten. Auch in glücklichen Momenten nehmen wir häufig mehr Nahrung zu uns, als wir tatsächlich benötigen. Doch warum ist das eigentlich so?

Emotionaler Hunger ist ein Phänomen, dessen Ursprung in unserer Gefühlswelt verborgen liegt

Wir essen nicht, weil unser Körper tatsächlich Nährstoffe braucht. Sondern weil wir irgendwann in unserem Leben gelernt haben, dass Essen unangenehme Empfindungen betäubt – zumindest für den MomentUnser Körper gibt Anzeichen, die denen des Hungers ähneln. Ohne groß darüber nachzudenken, greifen wir wie automatisiert nach Nahrung. Doch im Gegensatz zu unserem wahren Hunger, dem physischen Hunger, lässt sich der emotionale Hunger nicht durch Essen stillen. Da es sich um eine Täuschung der Körpersignale handelt, fühlen wir uns nach dem Essen nicht wirklich gesättigt.

Ganz im Gegenteil: Wir haben das Gefühl, wie ein bodenloses Fass immer weiter essen zu müssen

Binnen Minuten landen somit große Mengen an Kalorien in unserem Körper. Während sich die einen mit dem Schicksal der Extrakilos abfinden, greifen andere zu strikteren Methoden wie beispielsweise exzessiven Sporteinheiten. Möglichkeiten zur Kompensation gibt es viele.

Manchen Menschen bedienen sich auch gravierenderer Maßnahmen, wie tagelangem Fasten oder dem Erbrechen von Lebensmitteln. Einzig und allein, um den Kalorienrausch wieder auszugleichen. Ein Verhalten, das nicht ohne Folgen bleibt, denn oftmals manifestieren sich im Anschluss ernstzunehmende Essstörungen wie beispielsweise Anorexie, Bulimie oder auch das Binge Eating.

Emotionaler Hunger tritt meist ohne Vorwarnung, in all seiner Intensität auf und möchte direkt gestillt werden 

Während sich der physische Hunger langsam über einen längeren Zeitraum aufbaut, macht sich der emotionale Hunger durch sogenannte Heißhungerattacken bemerkbar. Von einer Sekunde zur nächsten drehen sich alle Gedanken um die nächste Mahlzeit, als hätte jemand den Schalter umgelegt und alles sei plötzlich auf Nahrungssuche programmiert. Doch nicht jedes Lebensmittel fällt dabei in die engere Wahl. 

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Es gibt gute Gründe warum sich emotionale Esser eher selten nach gesunder Nahrung sehnen

Ist dir schon einmal aufgefallen, dass die bevorzugten Speisen dieser Heißhungerattacken möglichst süß, salzig oder gar fettig sein sollen? Vergleichen wir Gemüse oder Obst mit einem Stück Sahnetorte, fällt auf, dass letzteres vielversprechender zu sein scheint, unsere Gefühle zu beeinflussen. Doch warum ist das eigentlich so?

Der emotionale Drang zu Essen richtet sich meist nach Nahrungsmitteln, die uns eine gewisse Schwere vermitteln  

Die Zusammensetzung mancher Lebensmittel verursacht eine unmittelbare emotionale Veränderung in unserem Körper. Meist sind es besonders kalorienreiche Lebensmittel, die dazu führen, dass wir bestimmte Gefühle für den Moment nicht mehr wahrnehmen. Man könnte auch sagen, dass Essen in diesem Fall zum Betäubungsmittel wird.

Langeweile, Frustration und Einsamkeit zählen zu den häufigsten Auslösern für emotionale Essgelüste. Wir fühlen uns im Anschluss an die Nahrungsaufnahme von unangenehmen Momenten abgelenkt und glauben, die Lösung des Problems gefunden zu haben. Doch sobald die Nahrung verdaut ist, drückt sich die eigentliche Emotion wieder zur Oberfläche und das ganze Spiel geht von vorne los. Ein elendiger Teufelskreis beginnt.

Du hast das Gefühl, dich wiederzukennen, aber dennoch Zweifel daran, ob du tatsächlich ein emotionaler Esser bist? Dann findest du hier die häufigsten Anzeichen nochmals auf einen Blick: 

5 Anzeichen für emotionalen Hunger: 

  •  Heißhunger ohne Vorwarnung:

Am besten erkennst du emotionalen Hunger an seinem plötzlichen Auftreten. Während sich das physische Bedürfnis nach Nahrung über einen längeren Zeitraum aufbaut, tritt der emotionale Hunger meist ohne jegliche Vorwarnung auf: Von einer Sekunde zur nächsten verspürst du einen unbändigen Drang, große Mengen an Essen zu dir zu nehmen. Hinzu kommt, dass diese Heißhungerattacken oftmals von einem Gefühl der Ohnmacht begleitet werden, was dazu führt, dass du glaubst, dem Essensdrang schutzlos ausgeliefert zu sein. 

  • Gedankenkreisen:

Emotionales Essen ist nichts anderes als ein Ablenkungsmanöver, das sich meist dann einstellt, wenn wir mit unangenehmen Dingen konfrontiert sind. Beobachte mal, ob sich aus deinen Gelüsten ein Muster ableiten lässt, das zu bestimmten Uhrzeiten oder in wiederkehrenden Situationen immer getriggert wird. Typische Auslöser sind beispielsweise vermeintlich freie Zeit nach der Arbeit oder besonders stressige Momente, in denen sich die Gedanken dann urplötzlich nur noch um dieses eine Thema drehen. 

  • Essen macht dich nicht satt: 

Emotionaler Hunger hat nichts mit dem physischen Bedürfnis nach Nahrung zu tun hat. Und genau aus diesem Grund, kann dieser Hunger, der seinen Ursprung in unserer Gefühlswelt hat, auch nicht gestillt werden. Ganz egal wie viel du auch verschlingst: Du hast das Gefühl immer weiter essen zu können, wie ein bodenloses Fass. Die einzige Begrenzung stellt in diesem Fall dein Magen dar, der sich ab einem Gewissen Punkt schmerzhaft vollgestopft zu Wort meldet. 

  • Die ständige Lust auf bestimmte, meist kalorienreiche Nahrung:

Emotionale Essgelüste verlangen oftmals nach Lebensmitteln, die „es in sich haben“: Süßes, Salziges oder auch Fettiges. Es kann durchaus vorkommen, dass du versuchen wirst, dich zunächst diszipliniert an gesunde Lebensmittel zu halten. Meist folgen jedoch im späteren Verlauf dennoch die Lebensmittel, die du dir zunächst verboten hast.

  • Blackout:

Hast du während eines emotionalen Essanfalls schonmal deine Gedanken beobachtet? Essen betäubt nicht nur deine Gefühle, es unterdrückt auch deine Gedanken, was dazu führt, dass Heißhungerattacken einen sogenannten Blackout verursachen. Es stellt sich eine gewisse Gedankenleere ein, und du hast das Gefühl, erst nach dem Essen wieder zu dir zu kommen. Der Vorgang des Essens selbst ist dir ein Rätsel und du kannst dich kaum daran erinnern, was du überhaupt alles gegessen hast.

In diesem Artikel wird emotionales Essen vorwiegend als etwas Negatives beschrieben, das Leid verursacht und uns dazu veranlasst, nach Lösungen zu suchen. Es gibt jedoch auch das Phänomen des positiven emotionalen Hungers, welcher von vielen Menschen oftmals gar nicht als Problem erkannt wird, obwohl er nicht weniger zur Problematik beiträgt. << Zum Artikel geht es hier entlang >>

Dir sind diese unliebsamen Essattacken vertraut und du kennst noch weitere Anzeichen, die darauf hinweisen, dass es sich dabei definitiv um emotionale Essgelüste handelt? Dann freue ich mich auf deine Erfahrungen in den Kommentaren.



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namastefranzi

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