Vollgestopft und trotzdem nicht satt? Daran könnte es liegen
Dein Magen ist zum Platzen gefüllt, dennoch grast du die Küche wie ein*e Irre*r ab? Wie kann das sein: Auf der einen Seite krümmt sich dein Körper beinahe vor lauter Nahrung, gleichzeitig signalisiert er dir noch immer Hunger? Es klingt wie ein schlechter Scherz, doch dein Körper hat höchstwahrscheinlich gute Gründe, dich trotz schmerzhaftem Völlegefühl weiterhin auf die Nahrungssuche zu schicken.
Ich weiß, es klingt paradox: Obwohl dir das Essen beinahe zu den Ohren wieder rauskommt, scheint dein Körper noch immer nicht genug zu haben. Vielleicht fragst du dich auch, ob du einfach nicht diszipliniert genug bist, um deine Gelüste zu kontrollieren? Doch glaub mir: In vielen Fällen hat die andauernde Nahrungssuche weder etwas mit emotionalem Essen noch mit einem Mangel an Disziplin zu tun! Um die wahren Ursachen für dieses Phänomen zu verstehen, müssen wir uns jedoch zunächst folgenden Unterschied bewusst machen:
vollgestopft ≠ satt
Ganz genau: Voll und satt sein sind zwei Paar Schuhe! Ein Beispiel soll dies verdeutlichen: Zwei Kilo Rohkost oder eine große Menge an Flüssigkeit füllen deinen Magen binnen Sekunden. Der verfügbare Platz wird aufgebraucht, was sich häufig durch ein Druckgefühl, das sogenannte Völlegefühl, bemerkbar macht. Nur weil dein Magen voll ist, heißt das jedoch nicht, dass dein Körper auch mit dem zufrieden ist, was er bekommen hat. Wenn dein Körper im Vorfeld nämlich beispielsweise das Bedürfnis nach „Fett“ hatte, dann wird ihn ein Berg an Karotten nicht befriedigen. Oft ist dies bei einer starken Diätmentalität der Fall: Du bist vom Platz her zwar voll, die benötigten Nährstoffe fehlen dir allerdings immer noch. Und genau aus diesem Grund drehen sich deine Gedanken weiterhin ums Essen.
Satt hingegen bedeutet, dass du das Nährstoffdefizit deines Körpers durch die Nahrungszufuhr ausgleichen konntest. Hierbei spielt es keine Rolle, wie groß die verzehrte Menge tatsächlich war. Wichtig ist vielmehr, ob du die von deinem Körper benötigten Nährstoffe zu dir genommen hast. Und dies kann bereits bei kleineren, jedoch reichhaltigeren Speisen, der Fall sein. So kann sich ein wohliges Sättigungsgefühl beispielsweise bereits nach dem Verzehr einer kleinen Scheibe Brot mit Käse und Butter einstellen. Wohingegen noch so große Mengen an Salat, etc. dich diesem Zustand nicht näher bringen werden.
Kurzum: Idealerweise solltest du aufgrund der zugeführten Nährstoffe satt sein, jedoch nicht unangenehm voll!
Wie kann ich Völlegefühl & Sättigung unterscheiden?
Völlegefühl:
- Druckgefühl in der Magenregion
- ein eher unangenehmer Zustand
- tritt häufig nach großen Mengen an Nahrung auf
- andauerndes Gedankenkreisen rund um das Thema „Essen“
- das Gefühl, „etwas fehlt, um wirklich satt zu sein“
- mental meistens belastend; Schuldgefühle
Sättigung:
- wohliges Gefühl
- auf physischer Ebene weniger unangenehm (weniger bis gar kein Druckgefühl in der Magenregion)
- kann sich auch nach kleineren Mengen an Nahrung einstellen
- oft nach ausgewogenen, nährstoffreicheren Speisen der Fall
- mental eher angenehm
So einfach, wie im Rohkost-Beispiel, lässt sich der Unterschied jedoch nicht immer erkennen. Es kann nämlich sein, dass du fälschlicherweise glaubst, dich ausgewogen zu ernähren und dennoch nach dem Essen den Drang verspürst, weiterzumachen. Sollte dies der Fall sein, dann schau dir mal an, inwiefern du die drei Hauptnährstoffe Eiweiß, Fett & Kohlenhydrate abdeckst. Auf der Mikroebene kannst du natürlich noch nach weiteren Nährstoffen, wie Vitaminen, Mineralien, etc. schauen, doch grob reicht es zunächst, wenn du dir die sogenannten auch Makronährstoffe (Makros) anschaust.
Auch hier wieder ein Beispiel: Morgens Porridge, mittags Nudeln mit Tomatensoße und abends ein Salat mit Grillgemüse klingt zwar auf den ersten Blick schön ausgewogen. Beim näheren Hinsehen könnte es jedoch sein, dass du einen Mangel an Fett & Eiweiß verspürst, der sich durch deinen „vermeintlich“ unbändigen Hunger auf mehr dann bemerkbar macht.
Deshalb mein Tipp:
- Schau dir bei andauerndem Hunger die Zusammensetzung (Makros) deiner Speisen im Laufe eines gesamten Tages an
- Überprüfe, ob du dich einseitig oder ausgewogen ernährst und ziehe eventuell in Erwägung deine Lebensmittelauswahl sinnvoll zu ergänzen. Hinweis: Vor allem Eiweiß kommt häufig zu kurz!
Dadurch kannst du dir wunderbar einen Überblick verschaffen, ob du nicht doch – wenn auch unbewusst – zu einer sehr einseitigen Ernährung tendierst. Interessanterweise hat der Hinweis, auf den Unterschied zwischen Völlegefühl und Sättigung zu achten, schon vielen meiner Coachees geholfen, ihr vermeintlich emotionales Essverhalten aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten. Und ich bin wirklich gespannt, ob es dir ähnlich geht.
Bist du nach dem Essen eher satt oder doch vielmehr vollgestopft? Ich freue mich auf deine Erfahrungen zu diesem Thema, die du gerne unten in die Kommentare packen kannst.
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Hallo Franz,
vielen Dank für den Artikel. Du beschreibt das Problem hier genau, die Zusammensetzung der Speisen ist enorm wichtig. Achtet man mal genau darauf, merkt man, dass z.B. ein Frühstück mit vollwertigen Produkten (Vollkornbrot statt Weizenmehl usw). deutlich länger „satt macht“. Ganz schlimm finde ich Fertigprodukte bzw. auch Fastfood – vollgestopft aber trotzdem noch hungrig. Man sollte sich dazu mal genau überlegen, was man seinem Körper damit antut.
Ganz liebe Grüße
Lisa
Hallo liebe Lisa,
ja, das stimmt: Es macht einen großen Unterschied, was man isst. Wobei ich sagen muss, dass ab und zu Weißmehl oder auch mal ein Fertigprodukt für mich kein no-go mehr sind. Sie können gut kombiniert ebenfalls sättigen, sofern es das war, was der Körper in dem Moment wirklich haben wollte.
Von Herzen
Franzi