Die 3 häufigsten Ursachen für emotionales Essen

Essen ist nicht das Problem.

Du beschäftigst dich schon seit längerem mit dem Thema emotionales Essen? Dann bist du dem Ausspruch, „Essen ist nicht das Problem.“, sicherlich schon mal begegnet. Obwohl es auf den ersten Blick nicht so aussieht, geht es bei Bulimie & Co. um vielmehr, als nur lästiges Kalorienzählen, Gewichtsprobleme oder das klägliche Scheitern von DiätenDie Ursachen allen Übels liegen nämlich weitaus tiefer begraben, als wir oft annehmen.

Als ich vor einigen Jahren endlich soweit war, mir meine Essstörung einzugestehen, tat ich das, was die meisten Betroffenen tun: Ich hangelte mich von einer Ernährungsform zur nächsten, in der Hoffnung, mein Essproblem endlich in den Griff zu bekommen. Doch ganz egal, ob ich nun vegetarisch, vegan oder als Allesesser*in super clean lebte: An meinen Essanfällen änderte das nichts. Zeitgleich verbrachte ich viel Zeit damit, unzählige Blogs und Bücher zum Thema zu durchstöbern. Schnell begriff ich, dass es auch bei mir um weitaus mehr ging, als nur das Vollstopfen und Erbrechen von Lebensmitteln. 

Vielleicht ist dir beim Beobachten deines eigenen Essverhaltens bereits aufgefallen, dass dein emotionaler Hunger an bestimmte Situationen oder auch Uhrzeiten gebunden ist. Beim genauen Hinsehen lässt sich in der Regel nämlich ein Muster erkennen, das Aufschluss darüber gibt, was sich tatsächlich hinter dem Essdrang bzw. der Nahrungsverweigerung verbirgt. 

Die 3 häufigsten Ursachen für emotionales Essen auf einen Blick: 

  • Der Hunger nach Sinnhaftigkeit 

Hast du dich schonmal nach dem Sinn deines Lebens gefragt und keine richtige Antwort bekommen? Dann geht es dir so wie mir damals. Vor allem während meines Studiums hatte ich oft das Gefühl einfach nur das zu tun, was die meisten Menschen machen: Nämlich mit den breiten Massen mitschwimmen, ohne den Sinn des alltäglichen Tuns zu hinterfragen.

Nach außen hin sah mein Leben geradezu perfekt aus, doch tief im Inneren fühlte ich mich leer. Eine Leere, die ich regelmäßig mit Essen stopfte. Erst als ich begann, mein Leben nach meinen wahren Vorstellungen zu gestalten, löste sich dieses unbändige Loch tief in mir auf. Und somit auch der Drang mich permanent vollzustopfen. Dabei hätte ich mir damals nicht vorstellen können, dass ein Leben in Indien, als Yogalehrerin & Coach in einer 9 Millionen Metropole genau das ist, was mich erfüllt. Doch was heißt das jetzt im Klartext?

Musst du nun alle Zelte abbrechen, um nach deinem inneren Frieden zu suchen? 

Nein, das musst du nicht! Du musst nicht wie ich alles hinter dir lassen und dich auf eine ungewisse Reise nach Indien begeben, um deinem Sinn auf den Grund zu gehen. So sah mein damaliger Herzenswunsch aus, was nicht bedeutet, dass es bei dir genauso ablaufen muss. Worum es geht ist, dass du dir selbst Gehör schenken solltest, um herauszufinden, was du wirklich willst. Und dabei ist es ganz egal, ob dir deine Träume in diesem Moment verrückt oder gar absurd vorkommen mögen! Denn das könnte durchaus der Fall sein. 

Vielleicht fragst du dich nun zu Recht, was ist, wenn du keine großartigen Seelenwünsche verspürst?

Es ist okay, wenn es nicht die eine große Sache gibt, bei der dein Herz bzw. deine Seele höher schlägt. Es geht nämlich gar nicht immer darum, zwanghaft dem einen Sinn hinterherzujagen. Bevor dich die Frage nach dem Sinn deines Lebens in den Wahnsinn treibt, verwende deine Energie lieber darauf, Sinnhaftigkeit in den kleinen Dingen des Alltags zu finden.

Hinterfrag hin und wieder kritisch, was dein gegenwärtiges Leben eigentlich ausmacht. Womit füllst du deine Tage? Warum studierst du, was du studierst oder warum arbeitest du, was du arbeitest? Warum umgibst du dich mit den Menschen, die dich umgeben? Überlege dir, wie du im Kleinen für mehr Sinnhaftigkeit sorgen kannst. Dadurch verändert sich nämlich oft ganz automatisch auch das große Ganze. Und wenn du doch das Gefühl hast, alles auf den Kopf stellen zu müssen, dann stellst du eben alles auf den Kopf. Nur Mut! 

  • Das sehnsüchtige Bedürfnis nach Ruhe und Entspannung 

Zu den absoluten Klassikern unter den Auslösern für emotionales Essen gehören körperliche Erschöpfungszustände. Situationen, in denen die eigenen Reserven restlos aufgebraucht sind, führen oft dazu, dass wir versuchen die Batterien durch hastiges Herunterschlingen von hochkalorischen Lebensmitteln wieder aufzuladen. Interessanterweise geht es dabei gar nicht mal nur darum, durch unzählige Kalorien einen Energieschub zu bekommen. Vielmehr hat das Vollstopfen mit Nahrung noch eine ganz andere Funktion:

Essen dient dazu, auf physischer Ebene eine innere Schwere zu erzeugen, die uns quasi dazu zwingt, eine Pause einzulegen.

Vor allem wer perfektionistisch veranlagt ist, pusht sich oft über Erschöpfungszustände hinweg, treibt sich sozusagen stets und ständig zu Höchstleistungen an. Das Bedürfnis des Körpers nach Ruhe und Entspannung scheint da eher eine ungelegene Bremse zu sein, die gut und gerne ignoriert wird. So braucht es manchmal einen Essanfall, um tatsächlich zur Ruhe zu kommen. 

Vor allem emotionales Überessen erschöpft den Körper dermaßen, dass uns eigentlich nichts anderes übrig bleibt, als einen Gang runter zu schalten. 

Wenn du dich also das nächste Mal dabei ertappst, Anzeichen von Müdigkeit mit Essen zu kompensieren: Überleg dir, ob du nicht doch lieber die Abkürzung nimmst und dich direkt ins Bett oder auf die Couch legst, statt geradewegs auf den nächsten Essanfall zuzusteuern. 

Ähnliches gilt übrigens auch für die Nahrungsverweigerung: Wenn du bemerkst, dass körperliche Ermüdung dazu führt, dass es dir die Kehle zuschnürt, dann triff den bewussten Entschluss, dein Leben ein wenig zu entschleunigen. 

  • Das Bedürfnis nach Zugehörigkeit 

Ganz egal, ob im familiären, beruflichen oder freundschaftlichen Kontext: Es ist menschlich, sich nach Anschluss zu sehnen. Was die meisten jedoch nicht beachten:

Neben dem sozialen Geflecht des näheren Umfeldes, trägt die Gesellschaft in der wir leben, ebenfalls maßgeblich dazu bei, wie wir uns fühlen.

Entsprechen die Ansichten, Normen und Werte derer, mit denen du dich umgibst, auch deinen eigenen? Falls nicht, dann gilt auch hier: Du musst nicht gleich auswandern, um auf Gleichgesinnte zu treffen. Öffne dich vielmehr dafür, neue Menschen in deinem Leben willkommen zu heißen. Denn wenn deine innere Haltung stimmt, dann kann das Universum gar nicht anders, als dir liebevollen Anschluss zu schicken.

Wie du siehst, sind die wahren Auslöser für emotionales Essen sehr komplex und haben auf den ersten Blick nicht wirklich was mit dem Thema Essen zu tun. Wenn du deiner Beziehung zum Essen jedoch mit Geduld begegnest, wirst du Stück für Stück hinter die wahren Gründe deines emotionalen Essverhaltens kommen und das Problem von innen heraus auflösen können. 

Vielleicht fallen dir noch weitere Ursachen ein, die in deinem Leben ein emotionales Essverhalten ausgelöst haben? Ergänze die Liste gerne in den Kommentaren. Ich bin gespannt auf deinen Input. 



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namastefranzi

3 Antworten zu “Die 3 häufigsten Ursachen für emotionales Essen

  • Hallo Franzi,

    hast du Ideen, wie man die benötigten Pausen in den Alltag mit Baby einbauen kann? Mein Baby schläft tagsüber entweder im Tragetuch, oder in meinem Arm. Ich kann den Schlaf nicht nachholen, der mir in der Nacht fehlt… und führe dann Energie zu, die mir nicht gut tut, weil der Zucker mich eigentlich noch müder macht. Ein Teufelskreis…

    • Hallo liebe Dani,

      zunächst einmal: Der Alltag mit einem Baby ist eine Herausforderung, die einem nicht immer erlaubt, seine Pausen so einzulegen, wie wir uns das vielleicht wünschen. Und das ist vollkommen in Ordnung so – schließlich ist diese Phase temporär. Du könntest versuchen, die Zeit in der dein Baby im Tragetuch oder auch in deinem Arm schläft, bewusst für Auszeiten zu nutzen. Es kann bereits helfen, für einige Minuten alles andere stehen und liegen zu lassen und stattdessen deinen Fokus zu deiner Atmung zu lenken. Murccha Pranyama, die verlängerte Ausatmung ist ein „magisches“ Tool, um dem Körper direkte Entspannung zu vermitteln. Probier’s einfach mal aus: Du atmest bewusst ein und ziehst deine Ausatmung in die Länge. Du kannst es intuitiv probieren oder deine Atmung sogar zählen. Achte dabei darauf, dass du ca. 2 Zähler länger ausatmest als du einatmest. Bsp. Du atmest auf 1-2-3-4 ein und auf 6-5-4-3-2-1 aus.

      Viel Spaß beim Ausprobieren. Ich bin gespannt, ob’s klappt.

      Herzensgrüße,
      Franzi

Trackbacks & Pings

  • Vollgestopft und trotzdem nicht satt? Daran könnte es liegen :

    […] Völlegefühl und Sättigung zu achten, schon vielen meiner Coachees geholfen, ihr vermeintlich emotionales Essverhalten aus einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten. Und ich bin wirklich gespannt, ob es dir ähnlich […]

    5 Jahren ago

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