Bulimie & Co. Die 5 häufigsten Essstörungen auf einen Blick

Probleme mit dem Essen kennen viele, doch eine Störung weisen die meisten Betroffenen von sich. Kein Wunder, schließlich handelt es sich bei Essstörungen um ein schambehaftetes Thema, mit dem die wenigsten in Verbindung gebracht werden wollen. Ein stilles Leiden, das meist lang unerkannt bleibt, denn Menschen mit einer Essstörung sieht man ihr Schicksal nicht immer am Gewicht an. 

Während man vor rund 50 Jahren lediglich zwischen zwei Arten von Essstörungen unterschied – Anorexie und Bulimie – spricht man heutzutage schon von weitaus mehr Erscheinungsformen. Obwohl es auf den ersten Blick fortschrittlich erscheinen mag, dass sich die Psychologie zunehmend mehr für abstraktere Störungsbilder öffnet, herrscht in Wirklichkeit nach wie vor Uneinigkeit darüber, was alles zu einem normabweichenden Essverhalten zählt. Wir haben es nämlich mit einem komplexen Problem zu tun, das nicht immer eindeutig zuzuordnen ist.  

Die fünf häufigsten Essstörungen auf einen Blick:

  • Anorexie (Anorexia nervosa; Magersucht) 

Die Anorexie, oder auch Magersucht genannt, ist der Klassiker unter den sogenannten Essstörungen. Betroffene zeichnen sich durch starkes Untergewicht aus, das bewusst durch eine verminderte Nahrungsaufnahme, phasenweises Fasten oder auch die Einnahme von Abführmitteln hervorgerufen wird. In manchen Fällen ist auch ein ausgeprägtes Bewegungsprofil ursächlich für das geringe Gewicht.

Magersüchtigen fällt es schwer, ein Körpergewicht zu halten, das ihrem Alter und ihrer Körpergröße entspricht. Der Grund dafür: Ein normales Gewicht ist mit starken Ängste verbunden und löst bei vielen ein Gefühl des Kontrollverlusts aus. Durch die permanente Beschäftigung mit dem eigenen Aussehen und bestimmten Idealen, kommt es zu einer Verzerrung der eigenen Körperwahrnehmung. Es entsteht eine sogenannten Körperschemastörung: Selbst starkes Untergewicht wird subjektiv als zu dick empfunden wird. 

Atypische Anorexie: Hierbei sind die meisten Kriterien einer Magersucht erfüllt, auf der Waage liegen Betroffene jedoch im Bereich des Normal- oder gar Übergewichts. Dies ist beispielsweise bei stark übergewichtigen Menschen der Fall, die aufgrund anorektischer Verhaltensweisen eine große Menge an Gewicht verloren haben und trotz aller Symptomatik dennoch nicht im Untergewicht sind. 

  • Bulimie (Bulimia nervosa; Ess-Brecht-Sucht; Ochsenhunger)

Bulimia nervosa wird umgangssprachlich auch als Ochsenhunger bezeichnet. Eine Form der Essstörung, die sich durch wiederholte Ess-Brech-Anfälle auszeichnet. Bulimiker verschlingen binnen kürzester Zeit Unmengen an Essen, um diese im Anschluss durch verschiedene Maßnahmen wieder zu kompensieren. Zum Einsatz kommen hierbei selbst herbeigeführtes Erbrechen, übertriebene Sporteinheiten oder auch der Missbrauch von Abführmitteln.

Im Gegensatz zur Magersucht, sieht man Bulimikern das Leiden meist nicht an, da sich ihr Gewicht eher im Normalbereich befindet. In manchen Fällen kommt es auch zu Übergewicht, seltener zu Untergewicht. Auch Bulimiker leiden in der Regel unter einer Körperschemastörung. 

  • Binge-Eating (Binge-Eating Störung; BED Binge Eating Disorder)

Diese Form der Essstörung wird von Psychologen gerne als „Bulimie ohne gegensteuernde Verhaltensweisen“ beschrieben. Ähnlich der Bulimie leiden Binge-Eater ebenfalls unter enormen Heißhunger-Attacken. Allerdings unternehmen Betroffene des Binge-Eating nichts, um die Unmengen an Kalorien wieder loszuwerden. Eine Störung, die mit großem Leid einhergeht, da die Essanfälle und das daraus resultierende Übergewicht als großes Belastung empfunden werden.

  • Night-Eating (Night-Eating-Syndrom; NES; Nacht-Essen) 

Vom sogenannten Night-Eating Syndrom, kurz NES, spricht man, wenn mindestens 25% der täglichen Nahrungsmenge nach der letzten Mahlzeit des Tages eingenommen werden. Da diese Essanfälle zu später Stunde stattfinden, meistens mitten in der Nacht, werden im Zusammenhang mit NES häufig Schlafstörungen beobachtet.

Das heimtückische am NES: Nächtliche Esser plündern den Kühlschrank oder die Küchenschränke gerne auch mal im Halbschalf, ohne sich dessen bewusst zu sein. Das böse Erwachen kommt erst am nächsten Morgen, wenn sich der Magen unangenehm voll anfühlt und die leeren Essensverpackungen an den nächtlichen Essanfall erinnern.

  • Orthorexie (Orthorexia nervosa)

Orthorexie bezeichnet eine Essstörung, bei der sich Betroffene krankhaft mit einer gesunden Ernährung auseinandersetzen. Noch herrscht keine Einigkeit darüber, ob es sich hierbei tatsächlich um eine Essstörung per se handelt oder vielmehr um einen exzessiven Lebensstil. Dennoch kann das ständige Gedankenkreisen um die eigene Ernährung für Betroffene zur Qual werden.

Das Abweichen vom eigenen Ernährungsplan wird als Sünde empfunden und geht mit starken Schuldgefühlen einher. In der Folge kommt es zur sozialen Isolation: Orthorektiker vermeiden es beispielsweise, mit Freunden auszugehen, um ihre Mahlzeiten und die darin enthaltenen Zutaten besser kontrollieren zu können. 

Wie du siehst, gibt es eine ganze Reihe an Begriffen, die versuchen allen möglichen Ausprägungen rund um ein abweichendes Essverhalten gerecht zu werden. In der Realität ist eine strikte Trennung der verschiedenen Störungsbilder jedoch nicht immer möglich, denn viele Menschen erleben Mischformen der genannten Essstörungen und lassen sich nur schwer in eine der Schubladen stecken. Ein Beispiel hierfür ist der typische phasenweise Wechsel zwischen Anorexie und Bulimie. Dabei werden Phasen des Hungerns durchlebt, die mehrere Wochen anhalten können, gefolgt von Zeiten des kompletten Kontrollverlusts. 

<< Lesetipp: „Drunkorexia“: Warum du Essen niemals mit Alkohol ersetzen solltest >>

Kannst du dich mit den Klassikern identifizieren oder hast du eher das Gefühl, in keine der Schubladen zu passen aber dennoch keine unbeschwerte Beziehung zum Essen zu haben? Teile deine Erfahrungen gerne mit uns unten in den Kommentaren. Ich freue mich darauf!



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namastefranzi

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