Wenn Yoga „dick“ macht: Was du unbedingt beachten solltest
Meine ersten Stunden auf der Yogamatte waren alles andere als spirituell: Motiviert von dem Wunsch abzunehmen, stieg ich regelmäßig auf die Matte, um möglichst viele Kalorien zu verbrennen. Ich eiferte den Bildern makelloser, schlanker Yogis*nis nach und ließ dabei keine Möglichkeit aus, in den schweißtreibenden Stunden der Studios meinem Traumkörper näherzukommen. Bis ich beim Gang auf die Waage den Schock meines Lebens bekam: Statt an Gewicht zu verlieren, nahm ich ordentlich zu. Und zwar soviel wie noch nie zuvor.
Ich begegne dem Yoga erstmals 2012 auf Bali. Auf der Insel der Götter angekommen, bin ich von dem hippen Lebensstil, den diese Praxis für viele hier verkörpert, begeistert: Ausgedehnte Yogastunden gefolgt von den leckersten Speisen in einer der angesagten vegan-vegetarischen Szene-Cafés. Ein Kult, der mich regelrecht anzieht.
Von den perfekten Körpern vieler Frauen angetan, beschließe ich hier ebenfalls meine Yogapraxis zu beginnen
Mit Yogamatte und bequemer Kleidung ausgestattet, fang ich an, von nun an täglich zu üben. Ich probiere mich durch die verschiedensten Yogastile durch, stelle jedoch schnell fest, dass mich im Anschluss an eine eher ruhigere Praxis stets das schlechte Gewissen plagt. Ich kann mir einfach partout nicht vorstellen, dass mein Körper durchs Atmen und Herumliegen wie beim Yin Yoga beispielsweise in Form kommen soll. Also beschließe ich eher die anstrengenden Klassen zu besuchen. Zugegeben: Spaß habe ich keinen. Regelmäßig schweift mein Blick zur Uhr und die Erleichterung ist stets groß, wenn die Stunden rum sind.
Doch ich bleibe am Ball, immerhin habe ich mein Ziel vor Augen: Schlank werden durch Yoga
Nach meiner Rückkehr in Deutschland übe ich weiter. Und zwar in einem Fitnessstudio, in dem Power Yoga angeboten wird. Savasana, die Anfangs- und Endentspannung, gilt hier als überbewertet, schließlich sollen die 60 Minuten sinnvoll genutzt werden, wie die Lehrerin uns gleich zu Beginn erklärt.
Ich powere mich aus und zwar täglich. An manchen Tagen steige ich bis zu dreimal auf die Matte, um meinem Ziel näher zukommen. Nach zwei langen Monate beschließe ich, mich das erste Mal seit meinem Baliurlaub zu wiegen. Ich freue mich auf das Ergebnis, denn ich bin mir sicher, dass mein Körper sich in den letzten Wochen verändert hat. Doch beim Anblick der Zahl auf der Waage trifft mich der Schlag:
Nach intensiven Wochen des Yoga wiege ich 5kg mehr und gelte nun laut BMI offiziell als „übergewichtig“
Für mich bricht eine Welt zusammen, denn mit einer Gewichtszunahme habe ich nicht gerechnet. Frustriert verbanne ich meine Matte in die Ecke, denn von Yoga will ich vorerst nichts mehr wissen. Doch trotz großer Enttäuschung lässt mich das Thema irgendwie nicht in Ruhe. Ich frage mich, warum es andere schaffen, sich durchs Yoga so gut zu fühlen und dabei auch noch toll auszusehen? Also nehme ich es nach ein paar Wochen Pause mit der Praxis noch einmal auf. Doch beim zweiten Anlauf mache ich einiges anders:
>>> Workshop-Tipp: Yoga & Emotionaler Hunger <<<
5 Dinge, die ich durch meinen Abnehmversuch mit Yoga gelernt habe:
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Stress macht dick
Die Art und Weise, wie ich Yoga übte, war rigide. Sie ähnelte mehr einem Sportprogramm, als einer ganzheitlichen Praxis, die Körper, Geist und Seele in Einklang bringt. Ich ignorierte mein Bedürfnis nach Entspannung, was dazu führte, dass mein Körper ständigem Stress ausgesetzt war. Und bekanntlich ist Stress pures Gift, wenn es darum geht abzunehmen.
Frag dich vor jeder Praxis, ob dir deine Yogastunde mehr Stress bereitet, als dass sie dich entspannt. In solchen Fällen besteht die wahre Yogapraxis nämlich darin, sich gegen einen gehetzten Studiobesuch zu entscheiden und stattdessen auf der Couch lieber mal tief durchzuatmen.
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Yin Yoga & Meditation: Abnehmen beginnt im Kopf
Desto ruhiger meine Praxis wurde, desto einfacher fiel es mir, auf meine wahren Bedürfnisse zu hören. Yin Yoga und Meditation lassen mich herunterkommen und gut fühlen. Ein Zustand, in dem ich auch im Bezug auf meine Ernährung, gesündere Entscheidungen treffe.
Halte dir immer vor Augen: Dein Körper ist ein Spiegelbild dessen, wie es in deinem Inneren aussieht. Desto wohler du dich fühlst, desto mehr spiegelt sich dies auch in deinem äußeren Erscheinungsbild wider.
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Selbsthass vs. Selbstliebe
a negative mind will never give you a positive life.“ – Unbekannt
Der Wunsch abnehmen zu wollen bedeutet genau genommen folgendes: So wie du jetzt gerade bist, bist du nicht gut genug. Eine Vorstellung, die eigentlich ein Widerspruch zur Yogapraxis an sich darstellt, denn Yoga lehrt uns die Akzeptanz dessen, was ist. Kurzum: Arbeite mit deinem Körper, statt gegen ihn zu anzukämpfen.
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Savasana, Savasana und nochmals: Savasana!
Nicht umsonst sagt man Savasana ist die schwierigste aller Asanas. Einfach mal nichts zu tun empfand ich oftmals als „Zeitverschwendung“. Dabei war es genau das, was ich lernen musste: Nicht immer auf der Überholspur zu leben, sondern einfach mal zur Ruhe kommen.
Faustregel: Lass NIEMALS Savasana ausfallen, denn die Momente in vollkommener Stille sind Nahrung für die Seele.
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Ernähre dich intuitiv, nicht zwanghaft „perfekt-yogisch“
Im Zuge meiner Yogapraxis fing ich an, mich möglichst „yogisch“ zu ernähren. D.h. ich verzichtete weitestgehend auf tierische Produkte und verkleinerte meine Portionsgröße drastisch. Eine Ernährungsweise, die mich zum damaligen Zeitpunkt komplett aus der Bahn warf. Im Namen des Yoga fing ich an, mir gesunde Verbote und Restriktionen aufzuerlegen, was wiederum dazu führte, dass ich dadurch den ein oder anderen Essanfall provozierte.
Gerade bei einem emotionalen Essverhalten ist es wichtig, Yoga nicht als einen Schleier für eine neue Diät zu missbrauchen. Schenk deinem Körper Gehör und wähle deine Nahrung intuitiv aus.
Seit meinem zweiten Anlauf hat sich meine Praxis um 180 Grad gewendet. Ich übe nicht mehr, um meinen physischen Körper zu kasteien, sondern um alle Ebenen gleichermaßen zu nähren. Eine Herangehensweise, die sich auch im Äußeren widerspiegelt, denn mein Gewicht hat sich dort eingependelt, wo ich mich am wohlsten fühle.
Du hast ebenfalls erlebt, dass Yoga zu einer ungewollten Gewichtszunahme geführt hat? Dann bin ich gespannt auf deine Erfahrungen in den Kommentaren.
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Ich kenne das nur zu gut. Es tat mir gut Yoga täglich zu praktizieren. Allerdings nahm es schon einen Zwang an und ebenfalls dieses schuldige Gefühl bei *falscher Ernährung *und es kam zu über 10 Kilo Zunahme. Trotz wie ich dachte mehr Sport und gesünderer Ernährung. Es ist ein Kreislauf den ich nun durch brechen muss. Lieben Dank für den Artikel.
Hallo liebe Katharina,
ich kenne das auch nur zu gut: Es ist ein so schmaler Grat zwischen Selbstfürsorge und Zwanghaftigkeit. Und letzteres verursacht den Stress, der die Waage dann nach oben schnellen lässt. Ein nerviges Unterfangen, das man aber denke ich mit dem Bewusstsein dafür langfristig durchbrechen kann.
Von Herzen
Franzi
Ich habe in der Ausbildung zugenommen. Der Druck war zu groß.
Vielen Dank fürs Vorbeischauen & Kommentieren liebe Anja. In solch einem Fall ist es interessant, sich mal anzuschauen, was denn genau hinter dem Druck steckte: Vielleicht eine Angst, nicht gut genug zu sein? Oder mehr leisten zu müssen, als du vielleicht glaubst, leisten zu können? Oftmals spricht solch ein Druck Bände und genau darüber lassen sich dann auch die Ursachen ableiten, warum es zu einer Gewichtszunahme kam und wo man ggf. ansetzen könnte.
Interessant wäre auch noch zu wissen, ob du vielleicht auch berechtigt zugenommen hast. Dies könnte der Fall sein, wenn du mit einem sehr niedrigen Gewicht in die Ausbildung gestartet bist, das dein Körper dann versucht hat zum Positiven hin zu regulieren.
Von Herzen
Franzi
Verrückt. Google nach dem Thema und lande hier. Hab im Januar angefangen täglich Yoga zu machen. 30 Tage Challenge. Wurde süchtig danach. Machte weiter bisher. Merke das meine Jeans nicht mehr passen. Stell mich auf die Waage und fall fast um. 3-4 kg. Frust! Klar hab ich auch Muskeln bekommen aber nicht nur. Jetzt muss ich umdenken. Danke für deine Erklärungen hier dazu warum es dazu kommt!
Liebe Katja,
ja, es ist verrückt: Man denkt, man macht nun alles „richtig“ und ist dann verwundert, warum das komplette Gegenteil von dem was man beabsichtigt hatte, eintritt. Für mich war es wirklich ein Augenöffner und ich freue mich, wenn der Artikel ein wenig Klarheit schaffen konnte.
Liebe Grüße
Franzi