Hochsensibilität: Eine Gabe mit Hindernissen
Hast du manchmal das Gefühl, einfach anders zu sein als andere Menschen? Egal ob Treffen mit Freunden, Parties oder ausgedehnte Einkaufstouren: deine Batterien entleeren sich schneller als die der anderen? Du sehnst dich regelmäßig nach Rückzug und Zeit für dich allein, um dem Lärm dieser Welt zu entkommen? Dann ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass du zu dem Teil der Bevölkerung gehörst, den die moderne Psychologie als hochsensibel bezeichnet.
Jahrelang quälte mich die Vermutung anders zu sein, als die meisten Menschen in meinem Umfeld. Doch statt meinem Gefühl Beachtung zu schenken, betäubte ich es mit Essen. Bissen für Bissen schluckte ich meine Empfindungen runter, statt sie direkt zu konfrontieren. Erst als ich anfing, mich im Rahmen meiner Yogapraxis mehr mit mir selbst zu beschäftigen, stellte ich fest, dass ich mit meiner Andersartigkeit nicht allein bin. Vor allem durch den Austausch mit Gleichgesinnten kam ich der Lösung meines Problems tatsächlich ein ganzes Stückchen näher.
„Das Gefühl anders zu sein“: Warum du normaler bist, als du glaubst
Die meisten Menschen besitzen die Fähigkeit, sich von den Reizen ihrer Umwelt in gesundem Maße abzugrenzen. Sie wählen unbewusst aus, welche Informationen und Eindrücke sie aufnehmen und welche nicht. Doch rund jedem Fünften fehlt dieser natürliche Schutzmechanismus. Stattdessen prasseln Sinnesreize ungefiltert auf sie ein und führen schnell zur Überreizung, die sich durch Symptome wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder allgemeines Unwohlsein bemerkbar macht. Ein Phänomen, das Ende der 90er erstmals durch die US-amerikanische Psychologin und Autorin Elaine Aron unter dem Begriff der hypersensitivity (Hochsensibilität) erwähnt wurde.
Hochsensible sind aufgrund ihrer intensiveren Sinneswahrnehmung oft sehr empfindlich gegenüber Lärm, grellen Farben, intensiven Geschmäckern und Gerüchen oder gar extremen Temperaturen. Dabei beschränkt sich ihre Sensibilität bei Weitem nicht nur auf die Bereiche des Hörens, Sehens, Schmeckens, Riechens oder den Tastsinn. Unter anderem sind sie nämlich auch besonders empfänglich für Energien, Stimmungen und die Gefühle anderer Menschen.
Wo die meisten Menschen einen schützenden Filter tragen, schleppen Hochsensible einen Trichter mit sich rum.
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Außenstehende können oftmals nicht nachvollziehen, dass durch diese besondere Fähigkeit die ganz normalen Dinge des Alltags schnell zu wahren Herausforderungen werden können: Ausgedehntes Shopping oder gar Treffen mit Freunden und Bekannten beispielsweise verursachen nämlich durch ihre Flut an Reizen oftmals mehr Leid als Freude. Was zur Folge hat, dass sich Hochsensible im Zustand der Überforderung nach Rückzug an einen Stillen Ort sehnen, um die Batterien wieder aufzuladen.
Vielleicht kommt dir die ein oder andere Beschreibung bekannt vor und du fragst dich nun, ob dieses Phänomen auch auf dich zutrifft? Damit du dir einen Eindruck verschaffen kannst, durch welche Eigenschaften sich die Hochsensibilität auszeichnet, findest du hier eine Reihe an Beispielen aus dem Alltag. Die Liste der genannten Punkte ist längst nicht vollständig, doch sie stellt einen wunderbaren ersten Überblick dar:
Typische Merkmale hochsensibler Menschen:
- du fühlst dich in Gesellschaft anderer schnell Unwohl und hast das Gefühl, dass dich solche Situationen sehr viel Energie kosten
- es gibt nur wenige Menschen, denen du dich anvertraust, da du dich nur selten wirklich verstanden fühlst
- du bist gerne allein
- du verbringst am liebsten Zeit mit dir selbst, um deine Batterien wieder aufzuladen
- soziale Events wie öffentliche Veranstaltungen oder Feiern können zu Kopfschmerzen oder Übelkeit führen
- du empfindest dein eigenes Innenleben als sehr komplex und (teilweise) anstrengend
- auf bestimmte Musik reagierst du mit starken Emotionen
- du fühlst dich stark zur Natur hingezogen
- du hast oft das Gefühl, andere Menschen zu durchschauen und zwischen den Zeilen lesen zu können
- oft erkennst du vorherrschende Stimmungen und Launen andere beim betreten des Raumes
- es fällt dir schwer Gedanken abzustellen
- du hängst der Vergangenheit gedanklich stark nach
- du tendierst dazu Treffen mit Freunden / Bekannten abzusagen
- du hast große Stimmungsschwankungen
- du hast einen ausgeprägten Sinn dafür, wenn etwas nicht stimmt (Bauchgefühl)
- du hast oft das Gefühl, weniger Energie zu haben, als andere (bei der Arbeit, etc.)
- du empfindest dich als schüchtern und zurückhaltend und stehst ungern im Mittelpunkt
- viele Dinge die anderen Freude bereiten (Shopping, Feiern gehen, etc.) empfindest du als anstrengend
- es fällt dir schwer mehrere Tage am Stück mit Freunden zu verbringen (Bsp. gemeinsamer Urlaub, Besuch)
- du hast ein ausgeprägtes Bedürfnis nach Sinnhaftigkeit in deinem Leben
Heute, einige Jahre später umarme ich meine Andersartigkeit aus vollem Herzen. Als ich anfing, mich mit dem Thema Hochsensibilität auseinanderzusetzen, bemerkte ich schnell, dass sie eigentlich eine Gabe ist, die mich mir selbst jeden Tag ein kleines Stückchen näher bringt. Wenn du erfahren möchtest, wie auch du lernen kannst, deine Hochsensibilität als ein Geschenk anzunehmen, dann schau doch mal hier vorbei:
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Du glaubst hochsensibel zu sein und hast Erfahrungen gemacht, die du mit uns teilen möchtest? Pack sie unten in die Kommentare, ich freue mich drauf!